Zusatzqualifikation: “Musisch / ästhetisch-interkulturelle Bildung als Chance für einen ganzheitlichen und inklusiven Schulentwicklungsprozess”
Zeitliche Struktur
Die Zusatzqualifikation ertreckt sich über zwei Halbjahre mit jeweils 20 Stunden. In je- dem Halbjahr finden fünf Blöcke à 4 Zeitstunden statt, die in den regulären Seminarplan mit eingearbeitet sind.
Die Inhalte sind so konzipiert, dass die LiVD in jedem Halbjahr neu einsteigen können. Die Themengebiete sind deshalb in sich abgeschlossen.
Inhalte der Zusatzqualifikation:
Vorbemerkungen:
Der Schule kommt in der sich immer rascher ändernden musikalischen Sozialisation der
Jugend die Aufgabe zu, Kindern durchgängig und auf methodisch durchdachtem und
inhaltlich ansprechendem Niveau Unterrichtsangebote zu machen, die den Schülerinnen und Schülern sowohl Grundkenntnisse über Musik, praktisches mehrdimensionales
Tun als auch nachhaltig Freude am Umgang mit musikalischen Elementen vermitteln.
Die Inklusionsbestrebungen an den Regelschulen, auf Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009, machen einen individualisierten Zugang zum Lerngegenstand der Schülerinnen und Schüler in deren Vielfalt und Heterogenität notwendig.
Nach einem inhaltlich-methodischen Einstieg zur inklusiven Musikdidaktik werden praxisorientiert aktuelle Fragen aus unterschiedlichen Bereichen des Unterrichts wie die eigene inklusive Haltung, didaktisch-methodische Zugänge – z. B. bezogen auf Inhalte, Förderschwerpunkte, Zielsetzungen bei differenzierten Lernangeboten, Organisationsformen, Planungshilfen, die Aufbereitung oder Herstellung von Medien und Arbeitsmaterialien – reflektiert, diskutiert und erprobt. Im Rahmen dieser Weiterbildung erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Fähigkeit zum produktiven und erkenntnisfördernden Umgang mit ästhetischen Objekten in verschiedenen musikalischen Anwendungsgebieten.
Die Zusatzqualifikation greift aktuelle Entwicklungen der Fachdidaktik Musik auf (vgl. z.B. Jank 2017 oder Tischler u.a. 2016).
Die Inhalte berücksichtigen durchgängig die für die Arbeit in heterogenen Lerngruppen besonders wichtigen verschiedenen Niveaustufen, wie z.B. Lernangebote für den För- derschwerpunkt Geistige Entwicklung.
Überblick über die Verteilung der Inhaltsbereiche
1. Halbjahr (zus. 20 Std.)
1.1. Einführung in die Fachdidaktik Musik 4 Std.
1.2. Rhythmusarbeit, Ensemblearbeit, In- strumentalspiel 12 Std.
1.3. Stimme und Lied / Aspekte der Sprachförderung 4 Std.
2. Halbjahr (zus. 20 Std.)
2.1. Musik und Bewegung, Tanz, Improvi- sation 8 Std.
2.2. Neue Medien 4 Std.
2.3. Elementare Musiklehre, Gehörbildung 8 Std.
Die Inhalte werden im Folgenden konkretisiert:
1.1. Einführung in die Fachdidaktik Musik (4 Std.)
- Überblick über die Kompetenzbereiche des Musikunterrichts
- Curriculare Grundlagen: Kerncurricula Musik für die verschiedenen Schulformen
und –stufen - Musikunterricht planen – Didaktische Reduktion! o
- Integrativer Musikunterricht – Zusammenwirken der einzelnen Kompetenzberei- che an einem Thema
- Inklusiver Musikunterricht in heterogenen Lerngruppen unter besonderer Berück- sichtigung von Differenzierungsmöglichkeiten
- Musik als wichtiger Bestandteil des Schullebens – Profilbildung etc.
1.2. Rhythmusarbeit, Ensemblearbeit, Instrumentalspiel (12 Stunden)
- Patternarbeit
- Bodypercussion, Klatschspiele
- Vocussion, Beatbox
- Polygonale Rhythmen auf unterschiedliche Art und Weise erfahren, üben und umsetzen. Begriffe wie Metrum, Puls, Takt, Akzent, Phrase und Rhythmus werden durch die o.g. körperliche Annäherung erfahrbar gemacht.
- Instrumentalspiel – Bandarbeit – Instrumente, Verstärkeranlagen und Mischpulte der populären Musik werden im Ensemblespiel kennengelernt, erprobt und angewendet.
1.3. Stimme und Lied / Aspekte der Sprachförderung (4 Stunden)
- Liedbegleitung auf der Gitarre – praktische Anwendung auf den Unterrichtsalltag
– Jahreszeit bezogene Lieder - Rituallieder, Kinderlieder und aktuelle Popsongs o Silben und Laute rhythmisieren und segmentieren
- Spielhilfen an Instrumenten, alternative Notationsformen und Spielaufgaben, Ein-
satz von Unterrichtshilfen etc. - Polygonale Rhythmen auf unterschiedliche Art und Weise erfahren, üben und
umsetzen. Begriffe wie Metrum, Puls, Takt, Akzent, Phrase und Rhythmus wer-
den durch die o.g. körperliche Annäherung erfahrbar gemacht. - Einsingübungen – bewusstes Atmen und Resonanzräume erfahren o Haltung und Intonationsübungen
2.1. Musik und Bewegung, Tanz, Improvisation (8 Std.)
- Elementare Bewegungsmuster und kleine Choreographien einstudieren
- Poptanz, szenisches Spiel
- Kindertänze in geschlossener Kreis-, Gassen oder Reihenform kennenlernen
- Fächerübergreifende Zusammenhänge herstellen
- Sprech- und Gesangsstücken werden durch Gestik und Mimik besonderer Aus-
druck verliehen - IMPROVISATION: Musik erfinden, Bewegungs- und Tanzimprovisation. Instru-
mentales Improvisieren mit Tonleitern unterschiedlicher ethnologischer Herkunft, rhythmisches Improvisieren auf Percussioninstrumenten
2.2. Neue Medien (4 Std.)
- Einsatz des mp3 Players – bluetooth Schnittstellen und Klangerzeuger – Boxen o Einsatz von loops – Loopstation
- Arbeit mit Sequenzer- und digitalen Recordingsystemen wie Cubase, Garage
Band oder logic – Oberflächen mit Beamer projezieren - Arbeit mit dem ipad – einfache Akkordstrukturen mit vorprogrammierten pads am
touchscreen bedienen – Songs begleiten mit vorgerfertigten loops und Pattern –
Transposition – Garageband - Arbeit mit dem Activboard in Verbindung mit dem laptop und ipad – Visualisieren
von eintaktigen bzw. viertaktigen Pattern und programmierten loops bzw. deren intuitives Bedienen – Songstrukturen (Strophe, Bridge, Refrain) werden dabei transparent - Kennenlernen diverser Musikapps für das smartphone bzw. ipad
2.3. Elementare Musiklehre, Gehörbildung (8 Std.)
- Einfache Notationsformen – sowohl die traditionelle Notenschrift als auch alter-
native Notationsmöglichkeiten - Grundlagen der Harmonielehre
- Rhythmuspattern notieren
- Leadsheets und Partituren lesen und anwenden
- Elementare Transkriptionen
- Heraushören einzelner Instrumentalstimmen sowie deren Klangeigenschaften o Basis Intervalle singen und auf Instrumenten umsetzen
Schwerpunkte des Kompetenzerwerbs in den einzelnen Inhaltsbereichen
(Bezug: Anlage zur APVO-Lehr vom 2. März 2017)
Die in Bezug auf die einzelnen Inhaltbereiche zu erwerbenden Kompetenzen sind:
1.1 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst planen [Musik-] Unterricht fach-, sach- und schü- lergerecht sowie lernwirksam.
1.1.1 Sie ermitteln die Lernausgangslage, stellen Lernvoraussetzungen […] fest, set- zen didaktische Schwerpunkte und wählen entsprechende Unterrichtsinhalte und Me- thoden, Arbeits- und Kommunikationsformen aus.
1.1.3 Sie berücksichtigen bei der Unterrichtsplanung die geschlechterspezifische, so- ziale, kulturelle und sprachliche Heterogenität der Lerngruppe.
1.1.4 Sie berücksichtigen bei der Konzeption des Unterrichts die Möglichkeiten des fä- cherübergreifenden und -verbindenden sowie des interkulturellen Lernens.
1.1.5 Sie stellen eine hinreichende Übereinstimmung zwischen den fachwissenschaft- lichen Grundlagen sowie den fachdidaktischen und methodischen Entscheidungen her.
3.3 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst beobachten, beschreiben und analysieren die in- dividuellen Lernvoraussetzungen und -entwicklungen der Schülerinnen und Schüler und entwickeln auf der Basis dieser Diagnose geeignete Fördermaßnahmen.
3.3.2 Sie kennen und nutzen diagnostische Verfahren zur Feststellung der kognitiven, sprachlichen […] Entwicklungsstände und Lernpotentiale.
3.3.3 Sie entwickeln, auch mit Kolleginnen und Kollegen, individuelle Förderpläne für Schülerinnen und Schüler […]
Bezug zum Seminarprogramm
„Das Studienseminar hat sich zum Ziel gesetzt, die sonderpädagogische Professionali- tät der Lehrerinnen und Lehrer des Lehramts für Sonderpädagogik in inklusiven Hand- lungsfeldern auszubilden und weiterzuentwickeln.“ (Seminarprogramm Pkt. 6.1.; vgl. auch Pkt. 3.1.) Eine wichtige Rolle spielen dabei neben den Veranstaltungen der Fach- seminare die zweimal jährlich stattfindenden dreitägigen Inklusionsmodule. Das Unter- richtsfach Musik wird dabei gezielt zur Sprachförderung – Silben bzw. Laute sprechen, singen und klatschen – eingesetzt. Die Zusatzqualifikation greift u.a. diese bewährte Konzeption auf. Sie ermöglicht den LiVD nun in einem deutlich erweiterten Rahmen, sich für die Unterstützung von Kindern beim Ausbau ihrer Kompetenzen im Bereich des kulturellen und ästhetischen Ausdrucks sowie den Aufbau ihrer sprachlichen, affektiven, motorischen- koordinativen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen breit zu quali- fizieren.
Leistungsnachweise
Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird eine regelmäßige Anwesenheit und ei- ne aktive Mitarbeit in den Seminaren erwartet. Am Ende der Zusatzqualifikation findet ein 20 minütiges Kolloquium statt.